Dem Himmel so nah

Hochzeit in den Bergen, die eigene Familie verheiraten, eine lange gemeinsame Geschichte und auch noch ein Trauerfall kurz zuvor: da war schon vorher klar, dass dies ganz besonders emotional wird, auch für mich.

Als Julia und Christian uns an Weihnachten sagten, dass sie heiraten, war bei uns allen die Freude riesig. Als sie dann auch mich noch fragten: "Kannst du es dir vorstellen, uns zu verheiraten?", musste ich nicht lange darüber nachdenken. Auch, wenn ich bei jeder Trauung sehr nah und vertraut mit meinen Paaren bin, ist es aber doch nochmal etwas anderes, die eigene Familie zu verheiraten. Schwägerin und Traurednerin gleichzeitig, gar nicht so einfach. Man spürt die Verantwortung, die auf einem lastet und fühlt gleichzeitig das Privileg, dies überhaupt machen zu dürfen. 

Diese Hochzeit sollte uns an einen Ort führen, der seit jeher mit meiner Familie eng verbunden ist. Schon die Schwiegermama fuhr als Kind dort hin und brachte uns allen die Liebe zu diesen Bergen näher. Die Tuxer Berge in Österreich, für uns alle seit jeher ein ganz besonderer Ort. 

So startete ich mit den beiden in die Vorbereitung und es wurde schnell klar, dass diese Trauung auch mit den Bergen zu tun haben muss. Nicht nur als Trauort, sondern auch im übertragenen Sinne, sinnbildlich für die Geschichte von Julia & Christian. "Ain't no mountain high enough" wurde oft zum Leitspruch für die beiden, die schon viele Höhen, aber auch Tiefen, gemeinsam durchstehen mussten. 

Als dann auch noch eine Woche vor der Hochzeit unsere Oma starb, wussten wir erstmal nicht, wie soll das werden. 

So standen wir da oben auf dem Berg mit einer atemberaubenden Kulisse und hatten wohl alle ordentlich Respekt vor dieser Zeremonie. Doch letztlich war es die beste Entscheidung, trotz allem, diese Hochzeit zu feiern. 

Wir lachten und weinten und das teilweise gleichzeitig.

Und diesmal auch ich.

Auch, wenn mir all meine Brautpaare Gänsehaut bescheren, versuche ich natürlich trotzdem professionell zu bleiben. Wer möchte schon eine schluchzende Traurednerin?

Doch hier ging das nicht. Ich habe diesmal die Geschichte des Paares hautnah von Anfang an miterlebt, wurde von vielen Momenten und Gefühlen der beiden aber auch durchaus noch überrascht und habe natürlich auch meine Geschichte mit ihnen.

Sie sind die Paten meiner Kinder und immer bedingungslos für uns da.

So verband uns diese Trauung auf magische Weise noch mehr und machte alles irgendwie noch näher und vertrauter. So ein schönes Gefühl. 

Als wir dann auch noch an so manch schönen Moment mit der Oma gemeinsam zurückdachten, die guten Zeiten hervorholten und spürten, dass sie jetzt gerade doch dabei ist, war das ein unvergesslicher Moment.

Auf diesem Bergplateau, eh schon sehr viel näher am Himmel, kam auch noch ein Sonnenstrahl über die Bergkuppe und es wurde ein Moment, der traurig und tröstend zugleich war. Ein Moment, den ich vorher in solch einer Intensität auch noch nie erlebt hatte. So blieb auch mir diese Trauung, dieser Ort, diese Menschen eine Erinnerung im Herzen für die Ewigkeit. 

 

Wie gut auch, dass mein Wirbelwind-Sohn mit im Publikum saß, irgendwann nach vorne schlappte und genervt sagte: "Können wir jetzt endlich gehen?" Das brachte uns alle wieder ein wenig auf den Boden zurück.

 

So spüre ich gerade in solchen Momenten, wie glücklich es mich macht, diese Wege mit all meinen Paaren gehen zu dürfen. Das Privileg zu haben (bzw. mir erarbeitet zu haben), bei solch großen Momenten des Lebens, immer wieder in der ersten Reihe zu stehen. 

Danke Julia und Christian, dass ich diesen Weg mit euch gehen durfte, euch auch zukünftig begleiten darf und ihr uns. Danke, dass wir Familie sind. 

Fotos: Angelika Wagener